Körperputz
eine inspirierende Perspektive, wie wichtig es ist, sich aktiv um die eigene körperliche und emotionale Gesundheit zu kümmern
Körperputz: Ein Gedankenexperiment
Hast du dir jemals überlegt, was passiert, wenn du Dinge wie deine Zähne, dein Auto, deinen Computer oder deine Wohnung nur benutzt, ohne sie regelmässig zu reinigen und zu pflegen?
Die Konsequenzen sind vorhersehbar: Ablagerungen bilden sich zwischen den Zähnen, die später sogar Löcher verursachen können. Dein Computer wird immer langsamer, dein Auto verliert an Leistung, und in deiner Wohnung fühlst du dich zunehmend unwohl, während deine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.
Im Laufe unseres Lebens haben wir gelernt, wie viel einfacher und angenehmer es ist, wenn wir uns regelmässig um diese Dinge kümmern.
Doch wie sieht es mit deinem Körper aus?
Reinigst und pflegst du ihn regelmässig?
Falls ja, kannst du stolz auf dich sein – denn das gelingt nur den wenigsten Menschen. Falls nicht, lässt sich das, was in deinem Körper passiert, mit den oben genannten Beispielen vergleichen: Deine Faszien „verkleben“, deine Bewegungen werden steifer und weniger dynamisch, du fühlst dich zunehmend unwohl in deinem Körper, und deine Bewegungsfreiheit schwindet. Mit etwas Glück reagierst du, bevor ernsthafte Probleme entstehen, und beginnst mit einem „Körperputz“.
Ist dir bewusst, dass emotionale Belastungen oder lange, unbewegte Positionen am Schreibtisch einen Körperputz benötigen? Sie können deine Durchblutung verringern, was wiederum den Abtransport von „Abfallprodukten“ und schädlichen Entzündungsfaktoren beeinträchtigt. Dies kann ausserdem zu Muskelverspannungen und Unwohlsein führen.
Selbst meine Autoversicherung fordert von mir regelmässige Wartungsdienste für eine Selbstbehaltsreduktion im Schadensfall. Provokativ gefragt: Liegt es nicht genauso in unserer Verantwortung, unseren Körper regelmässig zu „warten“ – mit einem täglichen „Körperputz“ und einem intensiven „Frühlingsputz“?
Ein entscheidender Unterschied: Den Körperputz können wir nicht delegieren – weder an eine Putzfrau noch an den Dentalhygieniker oder die Automechanikerin. Stattdessen dürfen wir unseren eigenen Körper kennenlernen und herausfinden, was er für seine Pflege benötigt.
Zeit für Veränderungen
Wie wäre es, vor dem Zubettgehen nicht nur deine Zähne, sondern auch deinen Körper zu „putzen“?
Wie wäre es, deinem Körper einmal im Jahr eine intensive Putzwoche zu gönnen?
Wie wäre es, dich geschmeidig, leicht, beweglich, stabil und wohl in deinem Körper zu fühlen?
Vielleicht möchtest du diese Gedanken bei deinem nächsten Frühlingsspaziergang mitnehmen und überlegen, welche Art von „Körperputz“ für dich sinnvoll und umsetzbar wäre.
Falls du Unterstützung wünscht, können wir gemeinsam in der PhysioSystemischen Therapie deinen individuellen Körperputz entwickeln. In einem weiteren Input zu myofaszialer Bewegung findest du zusätzliche Inspirationen.
Meine Geschichte zum Körperputzen
Übrigens auch wir Therapeut*innen haben unsere Themen und mein Körper brachte mich zum Körperputzen. Es irgendwo gelernt zu haben, wäre einfacher gewesen, aber der einfache Weg war selten meiner. 😉
Mein Körper funktionierte lange Zeit erstaunlich gut, ohne dass ich einen regelmäßigen Körper- oder Frühlingsputz durchführte. Dank meinen vielen natürlichen Ressourcen und regelmäßigen Bewegung blieb er leistungsfähig und ich fühlte mich wohl. Doch irgendwann begannen Beschwerden aufzutreten, und Ärzte- sowie Therapiesitzungen brachten keine oder kaum zufriedenstellenden Ergebnisse.
Heute weiß ich, dass mein Körper durch jahrelang angesammelten „Dreck“ – ohne ganzheitliche Pflege – in ein sehr unflexibles Bewegungsmuster geriet. Mir war nicht bewusst, dass ein Körper neben Kraft, Ausdauer und Entspannung auch Elastizität, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit benötigt. Auch das Gleiten zwischen den Muskel-Faszien-Schichten sowie weitere myofasziale Eigenschaften sind entscheidend für einen dynamischen und gesunden Bewegungsablauf. Dieses Wissen war lange weder Thema in physiotherapeutischen Aus- und Weiterbildungen noch habe ich es selbst am eigenen Körper gespürt.
Anfang 2025 nahm ich mir eine Auszeit für einen intensiven Frühlingsputz für meinen Körper. Der Prozess dauert auch nach über einem Jahr regelmässigem myofaszialem Training und der intensiven Auszeit noch an. Mein Körper ist noch nicht im gewünschten dynamischen Gleichgewicht mit genügend Anpassungsfähigkeit.
Je später man mit dem Körperputzen beginnt, desto länger dauert der Weg. Dennoch fühle ich mich bereits leichter, beweglicher und aufrechter – und ich bin zuversichtlich, diesen Weg erfolgreich weiterzugehen.
Stand: 30. April 2025